Meißen bekommt ein Hahnemann-Museum

Dort, wo der Begründer der modernen Homöopathie aufwuchs, soll eine Schau mit modernster Ausstellungstechnik an Samuel Hahnemann erinnern.

Noch sind die Räumlichkeiten leer, in denen Helge Landmann und weitere Mitstreiter ein Hahnemann-Museum einrichten wollen. Für dieses Vorhaben wurden jetzt die Weichen gestellt. © Claudia Hübschmann

Von Harald Daßler:
Meißen. Das Haus an der Straßenecke vom Hahnemannsplatz zum Neumarkt soll eine Top-Adresse in Reiseführern werden und Gäste aus aller Welt nach Meißen locken – vor allem diejenigen, die sich für Homöopathie interessieren oder sich damit befassen. Denn an dieser Stelle soll mehr als nur ein stilisierter Kopf an der Fassade darauf hinweisen, dass hier am 10. April 1755 der Begründer der modernen Homöopathie Samuel Hahnemann geboren wurde und seine Kindheit und Jugend verbrachte.
Wie am Mittwochabend im Stadtrat öffentlich wurde, soll im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses ein Hahnemann-Museum entstehen. Im Text eines einstimmig gefassten Beschlusses ist von einem “Informations- und Begegnungszentrum” die Rede, das eingerichtet und betrieben werden soll. Im Rahmen des Stadtjubiläums werde sich die Stadt an Planung und Ausführung beteiligen. Der gemeinsame Beschlussantrag war von den Stadträten der Großen und der Bürger für Meißen/SPD-Fraktion eingebracht worden.
Am Tag danach ist Dr. Helge Landmann noch immer überwältigt von der einmütigen Unterstützung, die diese Idee bei allen Stadtratskollegen fand. Als langjähriger Vorsitzender des Hahnemannzentrum Meißen e.V. liegt es ihm am Herzen, auf diesen bedeutenden Sohn der Stadt mehr als bislang wahrnehmbar aufmerksam zu machen. Die große internationale Beachtung, welche die von seinem Verein jährlich ausgerichteten
Hahnemanntage finden, bestätigen ihn und seine Mitstreiter darin.

Eine wechselvolle Geschichte
Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Hauses mit dem Hahnemann-Kopf hat Helge Landmann schon seit längerem im Blick. Auf der etwa 120 Quadratmeter umfassenden Fläche erinnerte einst das Restaurant “Zum Hahnemann” an den berühmten Meißner. Wie Helge Landmann berichtet, ist das Haus nicht das Geburtshaus. Es wurde abgerissen, um Platz zu machen für das jetzige Haus an diesem Ort. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts war der Eingang an die jetzige Adresse Neumarkt 59 gebaut worden.
Nach der Wende wurden die Räume von einer Zahnärztin genutzt, die nach dem Hochwasser von 2002 wieder auszog. Zuletzt war hier eine Wohnung untergebracht. Auf dem Fußboden sind die Reste der eingezogenen Wände noch zu erkennen. In diesem Frühjahr war unterhalb des Hahnemann-Kopfes ein neuer Eingang geschaffen worden. Helge Landmann sieht darin ein deutliches Signal des städtischen Wohnungsunternehmens SEEG zugunsten dieses Projekts.
Schrittweise soll nun ein Hahnemann-Museum eingerichtet werden. In einem Ausstellungsraum sollen Exemplare der ersten bis sechsten Ausgabe des von Samuel Hahnemann verfassten “Organon der Heilkunst” präsentiert werden. Auf den 120 Quadratmetern, die im Erdgeschoss zur Verfügung stehen, sind zunächst Schautafeln vorgesehen, die über Hahnemann und seine Lehre informieren. Schritt für Schritt sollen sie durch moderne multivisionale Ausstellung ersetzt werden. Dafür wurde die Idee entwickelt, Hahnemanns Lebensweg – in Anspielung auf die vielen Stationen – in Form von aufgeklappten Koffern darzustellen. Hier könnte auch das 1986 ausgebaute und seitdem aufbewahrte einstige Officium der homöopathischen Abteilung der Markt-Apotheke der Öffentlichkeit wieder präsentiert werden.

In Etappen zum Ziel
Allein für die Planungen rechnet Helge Landmann mit einem Aufwand von rund 200.000 Euro. Um die ehrgeizigen Pläne Wirklichkeit werden zu lassen, bedarf es nicht nur eines weiterhin langen Atems, sondern auch finanzieller Unterstützung. Der jährliche Zuschuss der Stadt wird 5.000 Euro betragen und soll ab 2024 gezahlt werden, wie die Chefin des Amtes des Oberbürgermeisters Anne Dziallas informiert. Die Enthusiasten um Helge Landmann sind auf Spenden, Sponsoren und Fördermöglichkeiten angewiesen. Um Geldquellen, insbesondere in Förderprogrammen oder Kofinanzierungen durch die Landesstelle für Museumswesen erschließen zu können, wurde vor zwei Jahren ein Dachverband von Hahnemannstätten gegründet. Den Vorsitz übernahm Sandra Alband, die auch Geschäftsführerin im Meißner Hahnemannzentrum ist.
Als einen Zielpunkt, bis ein erster Bereich des Informationszentrums eröffnet werden könnte, nennt Helge Landmann das 30-jährige Bestehen des Hahnemannzentrum e.V. im Herbst 2024. Ein weiterer Zielpunkt könnte der 270. Geburtstag von Samuel Hahnemann im April 2025 sein. Als eine erste Maßnahme zur Aufwertung des Standortes in der Meißner Altstadt sollen zwei am Haus stehende Anschlusskästen für Haus- und
Ampelanlagen optisch aufgewertet werden. Hier könnte Samuel Hahnemann verewigt werden – als ein “mit Koffern, Taschen und Kästen in ferne Zeiten Aufbrechender”, wie es im Beschlusstext vermerkt ist. Ideenentwürfe hat der frühere Chefdesigner der Porzellan-Manufaktur Jörg Danielcyk bereits angefertigt.
Während der Debatte, die dem Beschluss vorausging, hatte der Meißner Apotheker und Stadtrat Dr. Oliver Morof (U.L.M.) auf “den deutlichen Mehrwert für die Stadt” hingewiesen. Damit erfülle sich auch ein Wunsch vieler Stadtführer und Stadtbilderklärer, Besucher Meißens mit dem großen Sohn der Stadt bekannt zu machen. Die Kosten für die Stadt und deren Gesellschaft SEEG nannte er “überschaubar”. Das Projekt folge
ganz dem homöopathischen Grundsatz “Kleine Dosis – starke Wirkung”.